Partiturausschnitt: for a Frontier

 

Programmtext

Die eigenwillige, schöne, reiche Sprache Emily Dickinsons fasziniert mich schon lange; besonders interessieren mich ihre Gedichte, die von Dunkelheit, von Nacht erzählen – einer gewissen Dunkelheitsangst auf der einen Seite, aber auch einer Scheu vor dem grellen Tageslicht auf der anderen Seite. Die Möglichkeit von Sehnsucht und Imagination, die sich gerade in der Dämmerung verbirgt. Strukturell bemerkenswert finde ich in Dickinsons Lyrik u.a. auch die Verwendung von Gedankenstrichen. Sie verleihen den Worten eine spezielle Offenheit, geben der Phantasie Raum.

 

I.

I am afraid to own a Body –
I am afraid to own a Soul –
Profound – precarious Property –
Possession, not optional –

Double Estate – entailed at pleasure
Upon an unsuspecting Heir –
Duke in a moment of Deathlessness
And God, for a Frontier.

© Emily Dickinson: Gedichte, ausgewählt und übertragen von Gertrud Liepe; Philipp Reclam jun. Stuttgart 1970, S. 148 [Gedicht Nr. 89]

 

II.

Not knowing when the Dawn will come,
I open every Door,
Or has it Feathers, like a Bird,
Or Billows, like a Shore –

© Emily Dickinson: Biene und Klee, 51 Shorter Poems ausgewählt und übersetzt von Wolfgang Schlenker; Urs Engeler Editor 2001, S. 88 [Gedicht Nr. 1647]

 

Die Komposition ist im Auftrag der Hamburger “Klangwerktage” 2007 entstanden.
Verlag: Edition Nova Vita, Berlin