Chaim Soutine: Paysage de Céret

Programmtext

Zwischen 1919-21 schuf der Maler Chaim Soutine (1893-1943) eine Vielzahl von Landschaftsbildern von Céret (Frankreich) und der Umgebung. Dieser große Zyklus schließt mehrere Bilder unter dem Titel „Paysage de Céret“ (Landschaft in Céret) ein, aber auch „Maisons à Céret“ – Häuser oder „Les Platanes à Céret“ – Bäume etc. Der dynamische, mitunter grobe Strich verleiht den Bildern eine ganz eigene Ausdruckskraft. Die Formen geben der Empfindung nach, sind in der Perspektive verzerrt, manchmal an der Grenze zur Abstraktion. Die Bilder wirken wild, als gehe ein Wind hindurch – mal als tosender Sturm, dann wieder als leiser Hauch. Die Bewegtheit der Linien, sowie die besondere Farbigkeit drücken in jedem Bild andere Stimmungen aus, meist düster, aber zuweilen auch hell, offen – für meinen Begriff allerdings nie ausschließlich heiter.
Meine Komposition wurde von Eindrücken dieser Bilder begleitet, ist aber in keinem Fall als Übertragung anzusehen. Vielmehr hat mich der Reichtum, die Intensität der Öl-Gemälde begeistert und fasziniert – und ich habe mich in manchen musikalischen Momenten davon anregen lassen.
„Soutine: Paysage de Céret“ ist für Violoncello solo komponiert. Es kann aber auch gemeinsam mit einem „sporadischen Akkordeon“ (ad libitum) aufgeführt werden. In diesem Fall ist das Akkordeon als eine Art Schatten zu verstehen, die Musiker sollten auf der Bühne nicht nebeneinander sitzen, sondern das Akkordeon abseits, hinter dem Cello, mitunter auch hinter der Bühne (versteckt) oder hinter dem Publikum – je nach Raum. Das Akkordeon richtet sich in seinen Einsätzen ausschließlich nach dem Cello – es gibt dafür Stichnoten in der Akkordeonstimme, eine Partitur wäre überflüssig. Rhythmische Ungenauigkeiten im Zusammenspiel, leichtes Verwischen durch Verzögerungen aufgrund des Abstands, bzw. der Sicht sind erwünscht!